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Allgemeine Zeitung: „Wir sind nicht die verlängerte Werkbank von China“

Podiumsdiskussion von MIT und Junger Union: Freihandelsabkommen als Chance für den Mittelstand

COESFELD. Die Sicherung europäischer Standards, die Kennzeichnungspflicht von gentechnisch veränderten Lebensmitteln, der Schutz von Herkunftskennzeichnungen imn Agrarsektor und größtmögliche Transparenz, diese Forderungen werden von europäischer Seite an das seit Juni 2013 verhandelte Freihandelsabkommen mit den Vereinigten Staaten gestellt. Wie der Mittelstand von TTIP profitieren kann, erörterten jetzt die Gäste der Podiumsdiskussion, zu der die Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU Kreis Coesfeld (MIT) und die Junge Union in das Coesfelder Textilmaschinenunternehmen Thies eingeladen hatte. Nachdem Prof. Dr. Hans-Michael Wolffgang, Steuerberater und Dozent für Öffentliches Recht an der Universität Münster mit einem Fachvortrag in das Thema eingeführt hatte, stand er mit Dr. Markus Pieper, Mitglied des Europäischen Parlaments, Pfarrer Johannes Hammans, Unternehmer Clemens Heddier, Kreishandwerksmeister Norbert Hoffmann und Geschäftsführerin Verena Thies den Fragen von Moderator Dr. Josef Gochermann Rede und Antwort. „Wir möchten nicht die verlängerte Werkbank von China sein, sondern die Innovationsführerschaft Deutschlands erhalten. Deshalb ist der Zusammenschluss der Europäischen Union mit den USA überlebenswichtig“, betonte der Europa- Abgeordnete Dr. Markus Pieper. Ein solcher Vertrag ermögliche es auch kleineren Unternehmen, im US-Markt Fuß zu fassen. „Wenn ein solches Abkommen den Normenwahn abschafft, würde das insbesondere kleinen und mittelständischen Unternehmen guttun“, meinte Unternehmer Heddier, der sich vom Freihandelsabkommen eine „wesentliche Vereinfachung“ auch des eigenen Imports aus den USA verspricht. „Bei Produktionsaufträgen für die USA richten wir uns nach den Vorgaben der Kunden. Deshalb sehe ich keine Berührungspunkte zwischen TTIP und dem Handwerk“, erklärte Handwerksmeister Hoffmann. „Angesichts der sehr fortgeschrittenen TTP-Ver-handlungen der USA mit dem asiatischen Raum ist Europa im Zugzwang, entweder mitzumachen oder nachher in die Röhre zu schauen“, gab Wolffgang zu bedenken. Allerdings sei TTIP „von vielen Vorurteilen getragen“. Massive Kritik ziehen insbesondere die Schiedsgerichtsverfahren, die Investor-State Dispute Settlements (ISDS), auf sich, da Unternehmen die Möglichkeit gegeben wird, Staaten zu verklagen. Die geringe Akzeptanz des geplanten Abkommens in der europäischen Öffentlichkeit führte Pastor Hammans auf mangelndes Vertrauen der Europäer gegenüber den USA zurück: „Die Menschen haben das Gefühl, dass über sie verhandelt wird, ohne dass sie Mitspracherecht haben. Außerdem besteht eine ernstzunehmende Skepsis gegenüber den USA.“

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Veröffentlicht am 8. Oktober 2015 in
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